GPA-djp/vida: Gesundheits- und Sozialbereich nicht krank sparen - Heute Demonstrationen in Wien, Linz, Graz und Klagenfurt

"Wir können nicht zulassen, dass der gesamtgesellschaftlich so wichtige Gesundheits- und Sozialbereich krank gespart wird", sind sich GPA-djp Bundesgeschäftsführerin Dwora Stein und der stellvertretende vida-Vorsitzende Willibald Steinkellner einig. Heute, am 1. Februar demonstrieren in Wien, Linz, Graz und Klagenfurt Beschäftigte und BetriebsrätInnen für eine kräftige Lohn- und Gehaltserhöhung für die mehr als 100.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits- und Sozialbereich.
Nach mehreren Verhandlungsrunden verweigern die Arbeitgeber den Beschäftigten sowohl beim BAGS-Kollektivvertrag (Berufsvereinigung von Arbeitgebern für Gesundheits- und Sozialberufe) als auch beim Caritas-Kollektivvertrag eine faire Einkommenserhöhung. Die Angebote liegen nach wie vor unter der Teuerungsrate, die im Jahresschnitt 2011 bei 3,3 Prozent lag.

Steinkellner: "Wir zeigen die Scheinheiligkeit auf, der die Beschäftigten ausgesetzt sind"

In den vergangenen Jahren ist der Arbeitsdruck im privaten Gesundheits- und Sozialbereich enorm angestiegen. Die Organisationen und Vereine kalkulieren mit äußerst knappen Personalressourcen, laufendes Einspringen gehört für viele Beschäftigte zum Arbeitsalltag. Trotz harter Arbeit liegt die Entlohnung um 17 Prozent unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt. "Es ist Zeit, die Scheinheiligkeit aufzuzeigen, mit der die Politik, aber auch die Arbeitgeber agieren", sagt der stellvertretende vida-Vorsitzende Willibald Steinkellner. "Alle reden von der Zukunftsbranche Pflege und Betreuung. Aber wenn es ums Zahlen geht, drücken sich alle", kritisiert der Gewerkschafter. Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich sind 365 Tage rund um die Uhr im Einsatz. "Diese Leistung gibt es nicht zu Dumpingpreisen", verlangt Steinkellner einen fairen Kollektivvertragsabschluss.

Stein übt Kritik an familienfeindlichen Arbeitsbedingungen in der Branche

"Die unbezahlte Betreuungsarbeit innerhalb der Familie wird größtenteils von Frauen geleistet. Deshalb wollen wir gerade in diesem Bereich, in dem 80 Prozent der Beschäftigten Frauen sind, durchsetzen, dass sowohl die Elternkarenz und als auch die Hospizkarenz auf die Vorrückungen im Lohn- und Gehaltsschema angerechnet werden", fordert GPA-djp Bundesgeschäftsführerin Dwora Stein.
"Absolut abzulehnen ist jegliche Flexibilisierung bei der Arbeitszeitgestaltung. Schon jetzt werden Dienstpläne oft zu spät ausgegeben oder nachträglich geändert. Das ist vor allem für alle, die sich neben dem Beruf um Kinder oder andere Angehörige kümmern, überaus problematisch", so Stein abschließend.
Der BAGS-Kollektivvertrag gilt für rund 90.000 Beschäftigte aus dem privaten Sozial- und Gesundheitsbereich, der Caritas-Kollektivvertrag für die rund 12.000 Beschäftigten der Caritas. Große Arbeitgeber in der BAGS sind beispielsweise das Österreichische Hilfswerk, die Lebenshilfe Österreich, die Volkshilfe, Caritas Socialis, das Kuratorium Wiener Penionisten Wohnhäuser, das Berufliche Bildungs-und Rehabilitationszentrum (BBRZ) oder die Jungarbeiterbewegung.
Die Kollektivvertragsverhandlungen mit der Berufsvereinigung der Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialbereich (BAGS) werden am 20. Februar fortgesetzt, jene mit der Caritas am 22. Februar. Sollte es bei diesen Terminen zu keiner Einigung kommen, ist mit weiteren gewerkschaftlichen Maßnahmen zu rechnen.

GPA-djp-Presseaussendung vom 01.02.2012