Erwachsenenbildung: Chance auf Mindeststandards bei Vor- und Nacharbeiten verpasst
Gespräche abgebrochen – Gewerkschaft prüft KV-widrige Praktiken

"Unser Vorschlag, Mindeststandards für die Vor- und Nacharbeiten im Kollektivvertrag zu verankern, ist von den Arbeitgebern vergangene Woche abgelehnt worden. Damit wurde neuerlich eine Chance verpasst, für die rund 6.000 TrainerInnen in der Erwachsenenbildung eine gerechtere Bezahlung zu erreichen. Dass in diesem Bereich, der vorwiegend von der öffentlichen Hand finanziert wird, für einen Teil der Arbeitszeit keine klare Regelung erreicht werden kann, ist mehr als unfair", erklärt GPA-djp Verhandlungsleiter Klaus Wögerer, Betriebsrat beim BFI-Oberösterreich.
"Wir werden uns die arbeitszeitrechtliche Situation der TrainerInnen ganz genau ansehen. Wir kennen die Fälle ganz genau wo nur die reine Unterrichtszeit bezahlt wird und das ist klar gegen das Arbeitszeitrecht und gegen den Kollektivvertrag. Wenn eine vernünftige kollektivvertragliche Regelung nicht möglich ist, sind in Kürze die Arbeitsinspektorate und das Arbeits- und Sozialgericht am Zug", kündigt Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, an.
Bereits seit mehreren Jahren verhandeln die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) und die Berufsvereinigung der privaten Bildungseinrichtungen (BABE) über einheitliche Mindeststandards bei der Vor- und Nachbereitung von Bildungsmaßnahmen sowie über eine Regelung der Pausen für die TrainerInnen.
In einer eigenen Arbeitsgruppe wurde seit den letzten Kollektivvertragsverhandlungen im April 2014 an einer Lösung gearbeitet, diese ist nun aber gescheitert. In einem Brief an die Arbeitgeber heißt es, dass hier "die gute Chance versäumt wurde, nicht nur die Arbeitsqualität von TrainerInnen zu verbessern, sondern auch für mehr Wettbewerbsgleichheit zu sorgen."
Zu einem Großteil durch die vom AMS angeordneten Weiterbildungsmaßnahmen ist die Erwachsenenbildung seit Jahren eine stark wachsende Branche, die über einen hohen Kostendruck klagt und in der eine starke Belastung der Beschäftigten herrscht. Tatsächlich scheint die Erwachsenenbildung in Österreich allerdings ein einträgliches Geschäft zu sein, was nun auch die Finanzinvestoren entdeckt haben: Laut Medienberichten übernimmt der deutsche Investor Quadriga Capital aus Deutschland die ibis-acam-Gruppe, Österreichs größten privaten Ausbilder.
Häufig erhalten TrainerInnen Verträge nur für die Dauer einer Weiterbildungsmaßnahme – also etwa für zehn Monate. Damit kommt zur täglichen Belastung in einem schwierigen Arbeitsumfeld noch die ständige Angst um den Arbeitsplatz hinzu. Dieser Mix führt in nicht wenigen Fällen zu entsprechenden Überbelastungen bis hin zum Burn out.
In der GPA-djp werde zurzeit auch gleich der direkte Weg zum Obersten Gerichtshof in dieser für die TrainerInnen wichtigen Arbeitszeitfrage überlegt, heißt es abschließend.

GPA-djp-Presseaussendung vom 26.09.2014