Sozialmilliarde nötig: Sozialmilliarde, um bessere Entlohung und mehr Personal sicherzustellen
vida: Mit einer Pflege-Lehre sind Probleme der Branche nicht lösbar

"Um den Personalmangel und die Finanznot im Bereich Pflege und Betreuung zu lindern, rufen einige Politikerinnen und Politiker nach einer Pflege-Lehre. Doch damit wäre weder den Jugendlichen noch den PatientInnen gedient", sagt der stellvertretende vida-Vorsitzende Willibald Steinkellner. Nötig sei vielmehr eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, meint die Gewerkschaft.
"15-Jährige in Pflege und Betreuung einzusetzen, um damit Kosten zu sparen, halte ich für unverantwortlich. Die Lehre droht dann für viele in einer inneren Leere zu enden. Denn selbst viele Erwachsene halten dem hohen psychischen Druck und der hohen Arbeitsbelastung in der Branche kaum stand. Laut einer Studie der AK NÖ ist jede/r fünfte Beschäftigte Burn-Out gefährdet", sagt Steinkellner.
Die Arbeit mit alten, kranken, dementen und sterbenden Menschen erfordere geistige Reife und eine gute Ausbildung. "Deshalb ist auch im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz das Mindestalter für Pflegeberufe mit 17 Jahren festgelegt. Das soll auch in Zukunft so bleiben", verlangt Steinkellner.
Auch an der Personalknappheit im Pflege- und Betreuungsbereich würde die Einführung eines Lehrberufes wenig ändern. Bleiben die Arbeitsbedingungen so wie sie sind - also überlange Arbeitszeiten, relativ bescheidene Entlohnung, großer Stress - wird sich an der hohen Fluktuation der Beschäftigten in Pflege und Betreuung nichts ändern. "Die ArbeitnehmerInnen würden dann früher in den Pflegeberuf einsteigen, aber auch wieder früher aussteigen als das derzeit der Fall ist", erklärt der Gewerkschafter.

Gewerkschaft fordert Sozialmilliarde für Pflege und Betreuung

Nicht nur die ArbeitnehmerInnen-Vertretungen, auch die Arbeitgeber-Organisationen hätten in den vergangenen Wochen bereits mehrmals auf die bedenklichen Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht, die den Beschäftigten in Pflege und Betreuung zugemutet werden. "Anstatt populistisch nach einer Pflege-Lehre zu rufen, sollten alle Beteiligten, egal ob aus Bund, Ländern oder Gemeinden, einsehen, dass es mehr Geld für Pflege und Betreuung braucht. An der Sozialmilliarde und dem Pflegefonds führt kein Weg vorbei", sagt Steinkellner. Dadurch solle mehr Personal, höhere Einkommen und die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Beschäftigten sichergestellt werden. "Nur wenn die Arbeitsbedingungen passen, wird sich das Problem des Personalmangels in Pflege und Betreuung lösen lassen", so Steinkellner abschließend.

ÖGB-Presseaussendung vom 06.09.2010