Offensive zum Gesundheitsschutz der im Gesundheitsbereich Beschäftigten!

Der Arbeitsalltag stellt an die Beschäftigten im Gesundheits-Bereich hohe Ansprüche. Die Arbeit erfüllt in hohem Maßen, sie belastet aber auch enorm. Die Beschäftigten müssen zu oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Sie sind wesentlichen Arbeitsbelastungen durch Arbeitsorganisation, psychischen und körperlichen Belastungen und Problemen im Umgang mit PatientInnen ausgesetzt.
Eine Offensive zum Gesundheitsschutz der in diesem Bereich Beschäftigten soll rasch Abhilfe schaffen, fordert Alice Kundtner, Bereichsleiterin für Soziales in der AK Wien: "Denn es stehen nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden der im Gesundheitsbereich Beschäftigten auf dem Spiel, sondern ebenso die Attraktivität des Berufes selbst. Und um die Gesundheits-Versorgung der Bevölkerung auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen die Belastungen der Gesundheitsbeschäftigten gesenkt werden – letztlich geht es um das Wohl der PatientInnen."
Personalmangel, schlechte Personaleinsatzplanung, emotionale Erschöpfung, körperlichen Belastungen durch Tragen und Heben, Belastungen aus dem Umgang mit PatientInnen: Derartig hohe Belastungen müssen und dürfen nicht sein, und sie können auch wesentlich reduziert werden. Die in der AK Studie erhobenen Probleme sind ernst zu nehmen. "Es geht um nichts weniger als um die Nachhaltigkeit unseres guten Gesundheitssystems, nicht zuletzt auch angesichts der bevorstehenden demografischen Veränderungen", sagt Kundtner und fordert eine Offensive zum Gesundheitsschutz der im Gesundheitsbereich Beschäftigten, bestehend aus:
1. Qualifizierungs-Offensive
Um eine umfassende Versorgung mit den notwendigen Gesundheitsgütern in der nötigen Qualität zu erzielen bedarf es gut ausgebildeter Gesundheits- und Sozialberufe. Psychischen und physischen Belastungen muss bereits in der Ausbildung begegnet und die Auszubildenden müssen auf die künftige Arbeitsrealität vorbereitet werden. Der Umgang mit Supervision, Burn out-Prävention und betrieblicher Gesundheitsförderung gehört daher zum Aus- und Fortbildungskanon aller Gesundheitsberufe.
2. Arbeitsplatzqualitäts-Offensive
Seit Jahren regelt das Arbeitnehmerschutzgesetz die Arbeitsplatzevaluierung. Besonders den psychischen Belastungen sollte dabei verstärkt auf den Grund gegangen werden und bestehende Mängel abgeschafft werden. Dieses Instrument kommt jedoch in Gesundheits- und Behinderteneinrichtungen nur rudimentär zur Anwendung. Mit einem Qualitätszertifizierungs-System soll endlich gegengesteuert werden.
3. Arbeitsorganisations-Offensive durch Masterplan
Aus der Tatsache, dass zu wenig qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und Personalbedarfsrechnungen nicht existieren oder nur unflexibel angewendet werden, ergeben sich für die Betroffenen eine Reihe von zum Teil schwerwiegenden Problemen: Nichteinhaltung des Arbeitszeitgesetzes, mangelnde Planbarkeit der Freizeit, Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, Unzufriedenheit durch nicht erfolgtes Lob oder Gratifikationen.

Forderung

Die AK fordert daher einen Masterplan für die öffentlichen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, um
1. um qualifiziertes Personal auch für die Zukunft zu sichern
2. den – auch im internationalen Vergleich - hohen Standard des österreichischen Gesundheitssystems durch eine gezielte Weiter- und Fortbildung zu erhalten
3. die Personalentwicklung unter Bedachtnahme auf die Altersstruktur der Mitarbeiter (altersgerechte Arbeitsplätze, horizontale Karrieren) neu auszurichten
4. die Evaluierung und betriebliche Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt psychische Belastungen zu verstärken.

AK Wien, 09.03.2011