Managergehälter: 1,3 Mio. Euro!

Während die Wiener Börse gemessen am Leitindex ATX von 2003 bis 2013 um knapp 65 Prozent zulegen konnte, schnellten die Bezüge der Vorstände der im ATX notierten Unternehmen um sagen und schreibe 137,5 Prozent in die Höhe – eine klare Outperformance, um im Börse-Fachjargon zu bleiben. 2013 verdiente ein Vorstand im Schnitt 1,3 Millionen Euro. "Das ist das 47-fache eines österreichischen Durchschnittsgehalts. Von Verhältnismäßigkeit kann hier wahrlich keine Rede sein", sagt AK Präsident Rudi Kaske. Er fordert gesetzliche Maßnahmen, um endlich eine angemessene und nachhaltige Vergütungsstruktur zu erreichen.
Das Ergebnis der alljährlichen Studie der AK zu den Vorstandsvergütungen in den ATX-Unternehmen lässt sich mit folgenden Worten zusammenfassen: Alles beim Alten. Mit einem durchschnittlichen Bezug in der Höhe von 1,3 Millionen Euro bleiben die Gagen der ATX-Manager in lichten Höhen. Zwar ergibt sich im Vergleich zur Vorjahresstudie ein leichter Rückgang von 1,7 Prozent – dies aber nur aufgrund einer geänderten ATX-Zusammensetzung. In der heurigen Studie sind der Flughafen Wien und die Uniqa Insurance Group vertreten. Sie kamen anstelle von Strabag und EVN in den Wiener Leitindex. Würde man das Vorjahresergebnis um diese beiden Unternehmen bereinigen, wären die Vorstandsgagen um 6,5 Prozent gestiegen.

Börse hat das Nachsehen

"Erstmalig haben wir uns dieses Jahr die Entwicklung der Vorstandsbezüge im Vergleich zum Aktienmarkt angesehen. Das Ergebnis ist, dass die Gagen sich mit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 gänzlich von der Entwicklung an der Börse abgekoppelt haben", sagt Studienautorin und AK Betriebswirtin Christina Wieser. Denn während der ATX nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 auf Talfahrt ging und nur einen Teil der Verluste wieder gut machen konnte, sind die Vorstandsbezüge weiterhin auf sehr hohem Niveau geblieben. In Prozentzahlen ausgedrückt: Von 2003 bis 2013 legten die Managergehälter um 137,5 Prozent zu, der ATX kletterte nur um knapp 65 Prozent in die Höhe.
"Auffällig bei der heurigen Studie ist, dass die sonstigen Bestandteile des Gehalts, also Abfindungen, Abfertigungen etc, um fast 40 Prozent gestiegen sind", betont Wieser weiter. Zudem ist der variable Teil des Gehalts beinahe schon gleich hoch wie der fixe Bestandteil. Dazu Wieser: "Allerdings können die variablen Gehaltsanteile sogar bis zum Dreifachen des Fixgehalts ausmachen. Sie sind demnach also ein maßgeblicher Treiber für die rasante Entwicklung bei den Vorstandsgagen."
Darüber hinaus wird von den meisten Unternehmen ignoriert, dass sich der variable Gehaltsbestandteil auch an nicht-finanziellen Kriterien wie etwa Zufriedenheit bei MitarbeiterInnen und KundInnen, Weiterbildungsmaßnahmen, Schaffen von Arbeitsplätzen etc. orientieren soll. "Ein Viertel der ATX-Unternehmen weist trotz dieser Empfehlung des Corporate Governance Kodex noch immer keine derartigen Kriterien aus", betont Wieser. Und: Trotz gesetzlicher Vorgabe werden 20 Prozent der Vergütungsmodelle ohne langfristige Komponente kalkuliert. In diesen Unternehmen wird der Bonus ausschließlich im Folgejahr ausbezahlt.

Keine Rede von Angemessenheit

"Diese Studie zeigt, dass wir in Österreich noch weit von einer angemessenen und nachhaltigen Vergütungsstruktur entfernt sind", sagt AK Präsident Kaske und fordert gesetzliche Maßnahmen, um dem Wildwuchs bei den Managergehältern Einhalt zu gebieten.

Konkret fordert die AK
* Variable Bezüge (inklusive aktienbasierter Vergütung) müssen auf maximal 50 Prozent des Fixgehalts beschränkt werden.
* Der Aufsichtsrat muss über einen Faktor das Gehalt des Vorstands an das der Belegschaft koppeln.
* Kriterien der Vorstandsvergütung müssen neben ökonomischen auch nicht-finanzielle Ziele enthalten.
* Es braucht Maßnahmen, um unangemessen hohe Abfertigungen bzw. Abfindungen sowie Pensionszusagen zu unterbinden. Bei vorzeitiger Auflösung des Vertrages soll die Abfindung ein Jahresgehalt sowie die Restlaufdauer des Vertrages nicht überschreiten.

Arbeiterkammer, 04.09.2014