Reichtum wird zu großem Teil vererbt

Erbschaften sind mit einem Anteil von fast 40 Prozent der größte Treiber der Vermögensunterschiede zwischen den Haushalten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Auftrag der Arbeiterkammer Wien. "Dieses Resultat zeigt deutlich, dass nicht Leistung zu Wohlstand führt, sondern das Glück der Geburt darüber entscheidet. Eine Erbschafts- und Schenkungssteuer sorgt hier für mehr Chancengleichheit", erneuert AK Präsident Rudi Kaske seine Forderung nach der Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer in Österreich.

Großteil erbt nichts oder nur relativ kleine Beträge

Konkret wurde in der Studie untersucht, im welchem Ausmaß die Vermögensungleichheit in Österreich und anderen Euroländern (neben Österreich waren dies Deutschland, Belgien, Spanien, Portugal, Luxemburg, Griechenland und Zypern) auf die ungleiche Verteilung von Erbschaften und Schenkungen zurückzuführen ist. Denn nur etwa 35 Prozent der österreichischen Haushalte kamen bis zum Erhebungszeitpunkt in den Genuss einer Erbschaft bzw. Schenkung. Zudem ist die Höhe dieser höchst unterschiedlich. Der sogenannte Gini-Koeffizient der Verteilung (die Maßzahl beträgt 0, wenn alle Haushalte gleich viel erhalten und 1, wenn nur ein Haushalt alle Erbschaften und Schenkungen auf sich vereint) erreicht bei Erbschaften 0,89. Konkret macht der Gegenwartswert der erhaltenen Erbschaften und Schenkungen eines durchschnittlichen Haushalts in der Gruppe der vermögendsten 10 Prozent mehr als 300.000 Euro aus. Der Großteil aber erbt nichts oder nur relativ kleine Beträge.
Das klare Ergebnis der Studie: Erbschaften und Schenkungen liefern in Österreich den höchsten Beitrag zur Ungleichheit beim Bruttovermögen. Konkret lassen sich 38,4 Prozent der gemessenen Streuung von Vermögen darauf zurückführen. Ähnlich hohe Werte gibt es nur noch in Deutschland und Zypern. Im Rest der untersuchten Euroländer ist der Beitrag wesentlich geringer.

Erbschaftssteuer ist ein probates Mittel, um Ungleichheit zu verringern

"Angesichts dieser Ergebnisse kann von Chancengleichheit keine Rede sein", betont AK Präsident Rudi Kaske. Und weiter: "Wer erbt oder etwas geschenkt bekommt, hat dafür keine eigene Leistung erbracht, wird dann aber auch noch steuerlich belohnt. Dagegen ist Arbeit unmittelbar mit Leistung verbunden – aber auch mit einer hohen Steuerleistung." Der AK Präsident erneuert daher seine Forderung nach einer Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer im Rahmen der derzeit laufenden Verhandlungen zur Steuerreform: "Mit dieser Steuer würden zum einen die Startchancen für alle Menschen in einer Gesellschaft angeglichen, zum anderen würde sie auch einen wichtigen Beitrag zur Gegenfinanzierung der Steuerreform leisten", sagt Kaske.
Zudem betont der AK Präsident, dass in insgesamt 18 EU-Staaten Erbschaften besteuert werden: "Ein großes Unternehmersterben, wie es von Kritikern heraufbeschworen wird, kann ich allerdings nicht erkennen." Außerdem ist die Steuer so gestaltet, dass sie nur die wirklich Reichen trifft, denn nur 5 Prozent der Haushalte und nur 3,8 Prozent der Betriebe wären infolge des großzügigen Freibetrags in Höhe von einer Million Euro überhaupt betroffen. "Es ist an der Zeit, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Land entlastet werden und dass die Reichen endlich einen fairen Beitrag leisten", macht Kaske Druck auf die Regierung, sich auf eine Steuerreform zu einigen, die den Beschäftigten mehr netto vom Brutto bringt.

AK, 19.02.2015