Bildung geht weiter: ÖGB-Vizepräsidentin Oberhauser fordert eine Woche Weiterbildung pro Jahr für alle

"Nach der Krise den MitarbeiterInnen die Seminare zu kürzen wäre extrem kurzsichtig, denn die Unternehmer profitieren am meisten von der Weiterbildung. Jeder investierte Euro kommt 13-fach wieder zurück. Trotzdem werden, überspitzt ausgedrückt, nur Männer in Führungspositionen auf Fortbildung geschickt. Weiterbildung muss für alle da sein, auch für ArbeiterInnen, auch für Frauen. Deswegen fordert der ÖGB eine Woche bezahlte Weiterbildungszeit pro Jahr", sagt ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser im Interview mit der ÖGB-Mitgliederzeitung Solidarität.
Auch im Schulbereich fordert Oberhauser überfällige Reformen ein, etwa die lange blockierte gemeinsame Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen: "Zur Zeit sehe ich gute Chancen, dass endlich das umgesetzt wird, was schon lange auf dem Tisch liegt. Nach den jüngsten PISA-Ergebnissen sollte auch den letzten Blockierern klar sein, dass wir etwas an unserem Bildungssystem ändern müssen. Weitermachen wie bisher, Sündenböcke zu suchen oder die Diskussion von vorne zu beginnen, wäre der Grundstein fürs nächste PISA-Desaster."
ÖGB-Vize Oberhauser weist auf den ÖGB-Jahresschwerpunkt "Bildung geht weiter" hin: "Von der Bildung hängen die Arbeitsmarktchancen ab. Wer schlecht gebildet ist, wird eher arbeitslos, und noch dazu dauert es dann länger, bis er/sie wieder einen Job findet. Deshalb ist Bildung immer schon ein gewerkschaftliches Kernthema. Unser Motto lautet 'Bildung geht weiter', damit meine ich, dass unser Begriff von Bildung beim Kindergarten beginnt, über Schule, Lehre und Uni weitergeht und auch dann nicht halt macht, denn es geht dem ÖGB auch um bessere Bedingungen bei der beruflichen Weiterbildung, also um lebensbegleitendes Lernen."

öibf-Schlögl: Ungleich verteilte Bildungschancen

Auf ungleiche Chancenverteilung im Bildungssystem weist auch Peter Schlögl, Leiter des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (öibf), hin. Im Solidarität-Gastkommentar schreibt er: "Bildungsprozesse können und sollen nicht völlig standardisiert ablaufen, dennoch zeigt sich, gemessen an unterschiedlichen Indikatoren, dass die Ausbildungsqualität unterschiedlicher Schulstandorte und noch viel mehr bei den Ausbildungsbetrieben weit, ja zu weit streut. Dies bringt für die jungen Menschen in Österreich im Zuge der Ausbildung selbst, aber natürlich auch beim Übertritt und Verbleib im Beschäftigungssystem, ungleiche Bedingungen und Chancen mit sich."

ÖGB-Presseaussendung vom 22.03.2011