Verteilungsgerechtigkeit bedeutet auch kürzere Arbeitszeit und mehr Urlaub: Mehr Worklife-Balance durch bezahlte Auszeiten für Weiterbildung, Gesundheit und Familie

"In der Frage nach Verteilungsgerechtigkeit geht es nicht nur um Geld, sondern vor allem auch um bezahlte Arbeitszeit", erklärt GPA-djp Vorsitzender Wolfgang Katzian. Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck Journalismus, Papier (GPA-djp) hat sich deshalb auf ihrem Bundesvorstand am 24. und 25. Mai in Wien mit dem Thema Arbeitszeit beschäftigt. Befragungen von ArbeitnehmerInnen zeigen, dass individueller Wunsch und betriebliche Realität in Sachen Arbeitszeit oft aus unterschiedlichsten Gründen weit auseinander liegen.

Individuellen Gestaltungsspielraum einräumen

"Es ist uns wichtig, dass Konzepte zur Arbeitszeitverkürzung und zur Arbeitszeitgestaltung möglichst viele Bedürfnisse berücksichtigen und den ArbeitnehmerInnen vor allem mehr individuellen Gestaltungsspielraum einräumen", so Katzian: "Das einheitliche Arbeitszeitmodell, das den Lebensrealitäten und Zeitbedürfnissen aller entspricht, das gibt es nicht. Um im Sinne einer guten Work-Life-Balance bessere Vereinbarkeit herzustellen, brauchen die ArbeitnehmerInnen mehr abgesicherte Gestaltungsmöglichkeiten."

Resolution zur Arbeitszeitgestaltung verabschiedet

Vor diesem Hintergrund verabschiedete die GPA-djp eine Resolution zum Thema Arbeitszeitverkürzung und Arbeitszeitgestaltung als Leitlinie für kommende Verhandlungen auf unterschiedlichen Ebenen. Diese Resolution sieht auch den einseitigen Rechtsanspruch der ArbeitnehmerInnen vor, die Arbeitszeit in gewissem Ausmaß zu reduzieren, sodass sich Kinderbetreuung besser vereinbaren lässt. Danach muss es die Möglichkeit geben, das Arbeitsausmaß wieder zu erhöhen.

Überstunden dringend reduzieren

Der europäische Vergleich bestätigt, dass ArbeitnehmerInnen in Österreich am längsten arbeiten, soweit es die tatsächliche Arbeitszeit betrifft, erläutert Katzian, wie die tatsächliche Wochenarbeitszeit verkürzt werden soll: "Mit 314 Millionen jährlich geleisteten Überstunden sind wir Überstundenweltmeister. Erstes Ziel muss also die Reduktion der Überstunden sein. Wir fordern neben weiteren Maßnahmen, dass Unternehmen mit besonders hoher Überstundenleistung höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen sollen."

38,5 Stunden im Gesetz und 35 im Kollektivvertrag

Ein wichtiger Schritt in Richtung Reduzierung der tatsächlichen Wochenarbeitszeit wäre die Festschreibung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden im Arbeitszeitgesetz, wie dies in den meisten Kollektivverträgen bereits durchgesetzt worden ist. Analog dazu soll die wöchentliche Arbeitszeit  auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich auf Branchenebene durch die Kollektivverträge verkürzt werden. Im Zusammenwirken aller Maßnahmen soll eine Reduktion des gesamten Arbeitszeitvolumens um 20 % erreicht werden.

Mindestarbeitszeit für Teilzeitbeschäftigte


Soweit es die Tagesarbeitszeit betrifft, sind neben den Höchstzeitgrenzen vor allem für Teilzeitbeschäftigte auch Mindestarbeitszeiten in den Kollektivverträgen anzustreben, so Katzian: "Da geht es vor allem um die Schaffung von Mindestnormen hinsichtlich zusammenhängender Arbeitszeiten, die vom Arbeitgeber nicht einseitig abgeändert werden können um schikanöse Dienstpläne von vorneherein auszuschließen."

Mehr Urlaub und individuellere Lebensarbeitszeit

Neben der Forderung nach mehr Urlaub, welche die GPA-djp auch in einer nächsten Aktionswoche Anfang Juni thematisieren wird, geht es in der beschlossenen Resolution um weitere Modelle zur individuellen Gestaltung der Lebensarbeitszeit.

Rechtsanspruch auf Bildungskarenz und Sabbatical

"Wichtig sind uns zukünftig individuellere Arbeitszeitmodelle zur Gestaltung der Lebensarbeitszeit, konkret mehr bezahlte Arbeitszeit für partnerschaftliche Kinderbetreuung, bezahlte Aus- und Weiterbildungszeiten und ein Rechtsanspruch auf abgesicherte  Auszeiten für die Pflege von Angehörigen", so Katzian abschließend.

GPA-djp, 25.05.2011