7.000 Beschäftigte der Sozialbranche demonstrierten für faire Einkommen - Demonstrationen in Wien, St. Pölten, Linz, Graz und Klagenfurt

7.000 Beschäftigte aus dem Sozial- und Pflegebereich demonstrierten am 30. Jänner in mehreren österreichischen Städten für faire Einkommen. Allein in Wien zogen über 3.000 Menschen über den Ring zur Abschlusskundgebung am Ballhausplatz. In Linz waren es 2.200, in Graz 600, in Klagenfurt 450 und in St. Pölten 400.
"Schon jetzt liegen die Einkommen im Sozial- und Pflegebereich um 18 Prozent unter dem Durchschnittseinkommen. Wir lassen nicht zu, dass sich die Lohnschere noch weiter öffnet. Soziale Arbeit ist mehr wert und gehört endlich fair entlohnt", waren sich der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian, und vida-Vorsitzender Gottfried Winkler bei der Wiener Abschlusskundgebung einig.
Zwei Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern der Sozialwirtschaft Österreich sowie Caritas und Diakonie hat es bisher gegeben – dabei hat die Arbeitgeberseite eine Reallohnerhöhung verweigert. Das Letztangebot der Arbeitgeber liegt bei 2,4 Prozent. Damit wird nicht einmal die Teuerung von 2,58 Prozent abgegolten. Die Gewerkschaften verlangen für die körperlich und psychisch anstrengende Arbeit im Sozial- und Pflegebereich ein Plus von mindestens 3 Prozent.
"Die Beschäftigten erleben eine ständige Arbeitsverdichtung und leisten mit hoher Flexibilität und enormem Einsatz jeden Tag einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Es ist nicht einzusehen, dass ausgerechnet von ihnen Zurückhaltung bei den Einkommen erwartet wird", erklärt GPA-djp Vorsitzender Katzian.

Zu niedrige Einkommen machen arm

Achtzig Prozent der Beschäftigten in der Branche sind Frauen. Die Mehrheit arbeitet Teilzeit – sehr viele Organisationen und Betriebe aus dem Sozialbereich bieten keine Vollzeitarbeit an. 30-Stunden-Jobs mit relativ niedrigen Stundenlöhnen – das führt dazu, dass immer mehr Beschäftigte mit ihrem Einkommen kaum auskommen. "Viele Arbeitgeber aus  der Branche sind in Projekten zur Armutsbekämpfung aktiv. Das ist gut und richtig. Aber wir fordern: vergesst bei der Bekämpfung der Armut nicht auf eure eigenen Beschäftigten. Denn zu niedrige Einkommen, genau das macht arm",  sagt vida-Vorsitzender Gottfried Winkler.
Neben einem Reallohnplus verlangen die Gewerkschaften auch Verbesserungen bei den arbeitsrechtlichen Bestimmungen.

Die Forderungen im Detail:
* Eine bessere Anrechnung von Vordienstzeiten aus anderen Berufen. Derzeit werden maximal 4 Jahre zu 50 Prozent angerechnet.
* Eine verbesserte Anrechnung von Zeiten der Elternkarenz. Aktuell werden bei der Lohn- und Gehaltsvorrückung pro Karenz maximal 12 Monate angerechnet. vida und die GPA-djp fordern die komplette Anrechnung der Elternkarenz.
* Variable Zuschläge wie jene für Sonntags- und Nachtarbeit müssen in die Berechnungsgrundlage für das Weihnachts- und Urlaubsgeld mit eingerechnet werden.
* Ein Rechtsanspruch auf Pflegeteilzeit bzw. Pflegekarenz für Beschäftigte, die zuhause Angehörige pflegen.
Bei öffentlichen Ansprachen und Fachkonferenzen reden die Arbeitgeber, aber auch die verantwortlichen Politiker stets davon, dass es sich bei den Arbeitsplätzen in Pflege und Betreuung um Zukunftsjobs handelt. Heute gingen Tausende Beschäftigte auf die Straße, um die Arbeitgeber und die Politik daran zu erinnern, dass auf diese Schönwetterreden nun auch messbare Taten folgen müssen, um die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung im Sozial- und Pflegebereich zu verbessern", so  Katzian und Winkler.
Die nächsten Verhandlungen finden am 4. Februar 2013 statt.

GPA-djp, 30.01.2013