Kindergarten legt Grundstein für den Bildungsverlauf: Jetzt in die Zukunft investieren!
Gewerkschaften übergeben Nationalratspräsidentin Prammer 7.600 Unterschriften für einheitliches Gesetz

Die Gewerkschaften GdG-KMSfB, GPA-djp und vida übergaben gemeinsam mit einer Delegation von BetriebsrätInnen am 20. März Nationalratspräsidentin Barbara Prammer knapp 7.600 Unterschriften für ein einheitliches Gesetz, kleinere Kindergruppen, größere Räume und angemessene Gehälter. Insgesamt sind in Kindergärten und Kindertagesheimen in ganz Österreich laut Statistik Austria mehr als 50.000 Menschen beschäftigt, rund 98 Prozent davon sind Frauen.
"Die Strukturen und Bestimmungen in den einzelnen Ländern sind zu unübersichtlich – sie gleichen einem Fleckerlteppich. In den Kindergärten wird hervorragende Arbeit geleistet. Aber die Bedingungen sind schlichtweg unzumutbar – es herrscht Einsturzgefahr für das elementare Bildungssystem in Krippen, Kindergärten und Horten. Deshalb sammelten die Beschäftigten im Zuge der Demonstration vergangenen Oktober innerhalb weniger Tage rund 7.600 Unterschriften", erklärt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten – Kunst, Medien, Sport, freie Berufe (GdG-KMSfB), Christian Meidlinger.
Um den bereits 2009 beschlossenen "Bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich (BRP)" umsetzen zu können, benötigt der elementare Bildungsbereich einheitliche Strukturen. "Nur ein einheitliches Bundesrahmengesetz kann Abhilfe schaffen2, so Meidlinger.
In seinem Rahmen muss auch die Ausbildung reformiert werden. Meidlinger: "Derzeit empfinden viele KollegInnen die Berufswahl einer Kinderpädagogin/eines Kindergartenpädagogen als bildungspolitische Sackgasse. Um das zu ändern und die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten, fordern wir eine Qualifizierung auf tertiärer Ebene unserer KindergartenpädagogInnen. Notwendig ist die Schaffung einer gemeinsamen pädagogischen Hochschule, wie in der Europäischen Union bereits üblich und gefordert."
"Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung. Hier wird der Grundstein für den gesamten Bildungsverlauf gelegt. Um die Anforderungen, die dazu im Bildungsrahmenplan festgelegt sind, auch erfüllen zu können, muss die Anzahl der Kinder pro Gruppe gesenkt und die Anzahl der BetreuerInnen erhöht werden. Außerdem braucht es zusätzlich Unterstützung durch speziell geschultes Personal wie LogopädInnen oder SprachtherapeutInnen. Man kann nicht auf der einen Seite die Anforderungen erhöhen und auf der anderen Seite die Rahmenbedingungen gleich lassen", fordert GPA-djp Vorsitzender Wolfgang Katzian.
"Die Bezahlung muss ebenfalls an das erhöhte Anforderungsprofil angepasst werden. Die hochqualifizierte Arbeit der KindergartenpädagogInnen und –assistentInnen muss entsprechend abgegolten werden. Unser Ziel ist es, einen einheitlichen Kollektivvertrag für den privaten Bereich zu schaffen. Es darf einfach nicht passieren,  dass Beschäftigte in Österreich unter dem Niveau des Mindestlohntarifs bezahlt werden. Aktuelles Beispiel sind die Angestellten der  Caritas in Oberösterreich, die am 3. und 4. April streiken werden, um ihren Gehaltsforderungen den nötigen Nachdruck zu verleihen", so Katzian.
"Was es dringend braucht, ist außerdem eine bundesweite Ausbildung für KindergartenassistentInnen", fordert vida-Vorsitzender Gottfried Winkler. Die Zusatzkräfte, die die PädagogInnen unterstützen, haben in den einzelnen Landesgesetzen nicht nur unterschiedlichste Berufsbezeichnungen wie AssistentInnen, HelferInnen, BetreuerInnen oder Stützkräfte. Ebenso vielfältig wie die Berufsbezeichnungen ist auch die erforderliche Berufsausbildung: "Fünf Bundesländer, darunter Wien, schreiben überhaupt keine Ausbildung vor. In den vier Bundesländern mit Ausbildungsverpflichtung liegt die vorgeschriebene Stundenzahl zwischen 80 und 300 Stunden", erklärt Winkler.
"Wir haben ein Modell für eine einheitliche Ausbildung entwickelt. Vorgesehen sind  insgesamt 300 Stunden, davon 200 Stunden Theorie und 100 Stunden Praxis. Die theoretischen Einheiten sollen pädagogische Grundlagen, didaktische und methodische Ansätze, Spiel, Integration, Grundlagen der Hygiene und Ernährungslehre, Konfliktmanagement und notwendige gesetzliche Grundlagen umfassen", so Winkler.
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zeigte großes Verständnis für die Anliegen der Beschäftigten und versprach, sich nach ihren Möglichkeiten für deren Umsetzung stark zu machen. Die Forderungen werden in Form einer parlamentarischen Petition in den Nationalrat eingebracht. Die Gewerkschaften werden in jedem Fall weiter Druck machen.  Denn ohne ein einheitliches Gesetz können die Anforderungen an die KindergartenpädagogInnen und ihre AssistentInnen nicht erfüllt werden. GdG-KMSfB, GPA-djp und vida bedanken sich bei allen UnterstützerInnen der Initiative.

GPA-djp-Presseaussendung vom 21.03.2013