Gesundheits- und Sozialberufe: 600 BetriebsrätInnen fordern faire Lohn- und Gehaltserhöhungen
Niveau der Pflege und Betreuung in Österreich erhalten und weiterentwickeln

Rund 600 BetriebsrätInnen setzten im Vorfeld der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 110.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits- und Sozialbereich ein deutliches Signal an die Arbeitgeber: "Es steht außer Frage, dass in Betreuung und Pflege tagtäglich Leistungen erbracht werden, die ganz wesentlich für den Zusammenhalt und die Leistungsfähigkeit der gesamten Gesellschaft sind. Die derzeitige Budgetnot der öffentlichen Haushalte darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten in diesem Zukunftsbereich ausgetragen werden. Die Leistung der Beschäftigten muss sich auch für sie selbst auszahlen", fordern die Verhandlungsverantwortlichen der Gewerkschaft Reinhard Bödenauer von der GPA-djp und Michaela Guglberger von der Gewerkschaft vida.
Neben einer fairen Erhöhung der Löhne und Gehälter fordern BetriebsrätInnen und Gewerkschaften vier Verbesserungen im Rahmenrecht, die ein zusätzliches Einkommensplus bewirken: Die volle Anrechnung von Zeiten der Elternkarenz bei der Vorrückung im Lohn- und Gehaltsschema, die bessere Anrechnung von Vordienstzeiten, die Berücksichtigung von Zuschlägen wie z.B. für Sonntags- und Nachtarbeit bei der Berechnung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie eine frühere Erhöhung des Urlaubsanspruchs.
"Viele Beschäftigte kommen nach einer Phase der Kindererziehung aus einer anderen Branche in den Sozialbereich, beispielsweise als Heimhilfen oder Tagesmütter. Die Verbesserungen bei der Anrechnung von Vordienstzeiten und Karenzzeiten würden hier ein echtes Einkommensplus bringen", erläutert Michaela Guglberger, vida-Bundesfachgruppensekretärin. Derzeit führt speziell die Anrechnung von max.12 Monaten pro Kind zu einer versteckten Diskriminierung von Frauen, weil vorwiegend Mütter und leider nur wenige Väter länger in Elternkarenz bleiben.
"Gerade in einem Bereich, in dem die Versorgung rund um die Uhr gewährleistet sein muss, und damit das Arbeiten in der Nacht und an Sonn- und Feiertagen eine Selbstverständlichkeit ist, wäre es nur fair die Sonntags- und Feiertagszuschläge ebenso als Einkommensbestandteil beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld mit einzurechnen", erklärt Reinhard Bödenauer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter in der GPA-djp.
"Die doch sehr langen notwendigen Beschäftigungszeiten bei demselben Arbeitgeber für das Erreichen des höheren Urlaubsanspruches werden nur von sehr wenigen Beschäftigten erreicht, da wegen der hohen physischen und psychischen Belastung der Arbeitsplatz im Gesundheits- und Sozialbereich häufiger gewechselt wird als in anderen Branchen. Um länger fit für diesen wichtigen Beruf zu sein, brauchen die Beschäftigten längere Erholungsphasen", untermauert Guglberger die Forderung der BetriebsrätInnen.
Eine Umfrage unter den BetriebsrätInnen der Branche, die GPA-djp und vida im Vorfeld der Kollektivvertragsverhandlungen durchgeführt haben, zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der BetriebsrätInnen die Forderungen unterstützt: Die vier angeführten Verbesserungen im Arbeitsrecht erhielten Zustimmungsraten von über 90 Prozent.
"Der Gesundheits- und Sozialbereich ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Investitionen in diesem Bereich schaffen mehr Arbeitsplätze als Investitionen in anderen Branchen. Die demographische Entwicklung zeigt ganz klar, dass der Bedarf an Pflege und Betreuung noch weiter steigen wird. Deshalb muss der Pflegeberuf attraktiver werden, um den stetig steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften abdecken zu können ", .so Bödenauer abschließend.
Am 9. Dezember wird das Forderungsprogramm für den Kollektivvertrag Sozialwirtschaft Österreich übergeben. Zu Jahreswechsel starten die Lohn- und Gehaltsverhandlungen zwischen den Gewerkschaften GPA-djp und vida und den Arbeitgebern: Neben dem so genannten BAGS-Kollektivvertrag (Sozialwirtschaft Österreich), werden die Kollektivverträge für karitative Einrichtungen (Caritas) und die Diakonie verhandelt. Die 1. Verhandlungsrunden bei der Caritas finden am 17. Dezember 2013, bei der Diakonie am 19. Dezember 2013 und bei der Sozialwirtschaft Österreich am 8. Jänner 2014 statt.

GPA-djp-Presseaussendung vom 04.12.2013