"Gute Arbeit braucht gute Bedingungen" - IG work@social startet bundesweite Kampagne
Mindestgehalt von 1.500 Euro und Teilzeitzuschlag müssen 2015 Realität werden

"Gute Arbeit braucht gute Bedingungen - der Slogan ist nicht neu, aber immer noch sehr aktuell", erklärte Selma Schacht, Vorsitzende der Interessengemeinschaft work@social der GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) warum die IG mit ihrer aktuellen Kampagne die Rahmenbedingungen für rund 160.000 Beschäftigte in Gesundheits- und Sozialberufen verbessern möchte. BetriebsrätInnen und ehrenamtliche AktivistInnen haben gemeinsam mit der GPA-djp fünf Schwerpunkte erarbeitet, die in den kommenden fünf Monaten in Betrieben thematisiert werden: Arbeitszeit, Arbeitszeitverkürzung, Erfahrung, Verteilungsgerechtigkeit und Arbeitsplatzgestaltung. "Bei der Arbeitszeit sind die Beschäftigten beispielsweise oft damit konfrontiert, dass sie keine Zeit für die vorgeschriebenen Pausen haben, vielfach fehlt ihnen auch ein Raum, in dem sie sich dafür zurückziehen können", erläuterte Schacht heute anlässlich des Auftakts: "Wir werden gemeinsam mit den BetriebsrätInnen jedes Monat einen dieser fünf Schwerpunkte thematisieren. Die Beschäftigten werden aufgefordert, mit Postkarten oder via Internet Inputs zu geben, die wir dann ausführlich diskutieren. Ziel ist es, einerseits die gewerkschaftliche Mobilisierungskraft zu erhöhen und andererseits natürlich auch, konkrete Handlungsvorschläge und Forderungen zu diesen zentralen Problemfeldern parat zu haben."
"Manche Stunden muss ich damit verbringen, aufzupassen, dass sich niemand wehtut, anstatt die Kinder sinnvoll beschäftigen zu können", bestätigte Angela W., die in Wien als Betreuerin in einer Volksschule arbeitet, den Handlungsbedarf, der sich aus der Tatsache ergibt, dass es für fehlende KollegInnen einfach keine Vertretung gibt. Viele BetreuerInnen arbeiteten aufgrund der Personalknappheit ständig am Limit, diese Dauerbelastung führe wiederum dazu, dass immer wieder weitere KollegInnen krank werden, schilderte die Pädagogin den Teufelskreis: "Natürlich wirkt sich das auf die Qualität der Betreuung aus, es fehlen uns die Anerkennung und die Ressourcen, die wir dringend bräuchten!"
Die aktuelle Kampagne stelle eine notwendige Aktivität dar, um die Arbeitsbedingungen in dieser Branche, in der hauptsächlich Frauen arbeiten, zu verbessern, erinnerte Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, an die geforderte Sozialmilliarde oder an das gemeinsam mit der Gewerkschaft vida erarbeitete Finanzierungsmodell für die Pflege. Die GPA-djp erwarte sich auch konkrete Ergebnisse zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen: "Erstens muss auch in im gesamten Gesundheits- und Sozialbereich ein flächendeckendes Mindestgrundgehalt von 1500 Euro rasch Realität werden. Zweitens würde es Sinn machen, dem Wunsch vieler Teilzeitbeschäftigten nachzukommen, die auf Vollzeit umsteigen wollen. Drittens fordern wir gerade für die Teilzeitbeschäftigten in den Gesundheits- und Sozialberufen, deren Anzahl ja ständig steigt, dass der Teilzeitzuschlag ab der ersten geleisteten Mehrarbeitsstunde bezahlt werden muss." Angesichts der Tatsache, dass viele Gesellschaften, Vereine und Institutionen über öffentliche Budgets finanziert werden, richte sich diese Forderung auch an die Öffentliche Hand, so Proyer abschließend.

GPA-djp-Presseaussendung vom 22.10.2014