Belegschaftsvertretung

ChefInnen oder ArbeiterInnenkontrolle

Viele KollegInnen stellen sich jeden einzelnen Tag ihres Arbeitslebens die Frage, warum denn vieles in den Betrieben so schlecht läuft. Die folgenden beiden Artikel sprechen dazu eine deutliche Sprache, auch wenn sie wohl kaum mit dem Hintergedanken geschrieben wurden, die Interessen der Lohnabhängigen zu beförden. Wir stellen sie unseren LeserInnen kommentarlos zur Verfügung, da die Inhalte für sich selbst sprechen.

"Chancen nicht genutzt"
Studie: Fehler im Management als Hauptschuld für mangelnde Produktivität.


Von 220 Arbeitstagen im Jahr bleiben in heimischen Unternehmen im Schnitt 84 Tage und somit deutlich mehr als im Vorjahr ungenutzt.
Schuld daran sind laut einer am Dienstag vorgestellten Studie allerdings meist nicht die Mitarbeiter selbst - als Produktivitätskiller Nummer eins gelten vielmehr Fehlentscheidungen im Management.
Ganze 44 Arbeitstage werden durch Defizite bei der Planung und Steuerung vergeudet, stellte das Beratungsunternehmen Czipin Consulting nach der Untersuchung von 400 Arbeitsplätzen fest.

IT-Probleme kosten sechs Tage

An zweiter Stelle folgen Fehler bei Führung und Aufsicht, die jährlich fast 14 Arbeitstage kosten. Schlechte Kommunikation folgt mit neun unproduktiven Tagen auf Platz drei.
Weitere Ursachen für Produktivitätsdefizite sind fehlende Arbeitsmoral (rund sechs Tage) und geringe Mitarbeiterqualifikation (rund drei Tage).
IT-Probleme liegen mit einem Arbeitszeitverlust von nicht ganz sechs Tagen pro Jahr auf dem vorletzten Platz.

"Nicht gestalten, sondern verwalten"

"Die größten Produktivitätsverluste entstehen also nicht durch Mitarbeiter am unteren Ende der Hierarchie, sondern durch Managementfehler", so der Autor der Produktivitätsstudie 2008, Alois Czipin.
Das Hauptproblem sei, dass Führungskräfte auf den mittleren und unteren Ebenen in vielen Fällen nicht gestalten, sondern hauptsächlich verwalten. Viele Unternehmen würden zudem nur über schlechte Managementsysteme verfügen.

38 Prozent der Arbeitszeit ungenutzt


Insgesamt wurden in Österreich im Arbeitsjahr 2007/08 38 Prozent der Arbeitszeit nicht produktiv genutzt. Ein Jahr zuvor waren es mit 36 Prozent noch fünf Arbeitstage weniger.
Da besonders "in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten" die Produktivität entscheidend sei, kommt Czipin zum Schluss, dass heimische Betriebe "in den Boom-Jahren die Chancen für Produktivitätssteigerungen nicht genutzt" hätten.

Gleichauf mit USA

Im internationalen Vergleich von acht Ländern und acht Branchen liegt Österreich ungefähr gleichauf mit den USA (37,4 Prozent) und Frankreich (38,8 Prozent).
Noch mehr Arbeitszeit wird in Brasilien (39,8 Prozent) und Deutschland (40,2 Prozent) vergeudet. Schlusslicht ist Südafrika mit einem unproduktiven Anteil von 41,8 Prozent.
Verbessert hat sich die Produktivität nur in Australien und Großbritannien, mit Werten von 22,9 bzw. 26 Prozent. Im Durchschnitt stieg der Anteil der unproduktiv verbrachten Arbeitszeit in den untersuchten acht Ländern um 2,2 Prozentpunkte auf 34,3 Prozent.

Quelle: www.orf.at

Schlechte Chefs schaden dem Herzen

"Schlechte Chefs schaden der Gesundheit." Dieser subjektive Eindruck wurde nun untermauert: Demnach erleiden Angestellte, die den Führungsstil ihrer Chefs schlecht bewerten, öfter einen Herzinfarkt.

74 Herzinfarkte

Mediziner des Karolinska Instituts und der Universität Stockholm beobachteten knapp zehn Jahre lang die Gesundheit von 3.000 Männern im Alter zwischen 19 und 70 Jahren.
In dieser Zeitspanne kam es zu 74 Fällen von unterschiedlich schweren Herzinfarkten ausgelöst durch Angina oder Durchblutungsmangel, berichtet die BBC unter Berufung auf eine Studie im Journal "Occupational and Environmental Medicine".

Signifikant höheres Risiko

Alle Teilnehmer wurden gebeten, den Führungsstil ihrer Vorgesetzten zu beurteilen vor allem in Hinblick auf die Definition klarer Ziele und die Fähigkeit, Feedback zu geben. Es zeigte sich: Die Männer, die ihre Vorgesetzten am schlechtesten einstuften, hatten ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko einer ernsten Herzerkrankung.
Diejenigen aus dieser Gruppe, die bereits vier oder mehr Jahre mit einem schlecht bewerteten Chef arbeiteten, leben laut Studie sogar mit einem um 64 Prozent erhöhten Risiko.

Klare Ziele und genügend Mittel

Um die "Gefährdung" durch den Vorgesetzten realistisch einschätzen zu können, berücksichtigten die Forscher auch andere Faktoren wie Einkommen, Arbeitsbelastung und gesundheitsgefährdende Gewohnheiten wie Rauchen oder intensives Training sowie Bluthochdruck und Diabetes.
Ihre Daten würden belegen, dass die Verbesserung des Führungsstils von Vorgesetzten einen direkten Effekt auf die Gesundheit der Mitarbeiter habe, so die schwedischen Forscher. Besonders die Formulierung klarer Ziele und genügend Mittel, um die definierten Ziele auch erreichen zu können, würden zu mehr Herzgesundheit im Betrieb beitragen.

Quelle: science.ORF.at, 25.11.08