8. März, oder was???

Wenn sich Österreichs Frauenministerin anlässlich des internationalen Frauentags für gleiche Einkommen für Frauen und die Veröffentlichung aller Gehälter ausspricht, können wir das nur aus vollem Herzen unterstützen. Wir fragen uns aber, warum sie als zuständige Ministerin nicht einfach dafür sorgt, dass diese Forderungen umgesetzt werden.
Zum gleichen Anlass hat sich die Ministerin auch dafür ausgesprochen, dass mehr Frauen in den Führungsgremien von Unternehmen (Vorstände, Aufsichtsräte) vertreten sein sollten. Wir wollen uns beileibe nicht gegen gleiche Karrierechancen für Frauen aussprechen. Gleichzeitig muss aber einmal die Annahme hinterfragt werden, ob Karriere an sich etwas Positives ist – wovon die Frauenministerin auszugehen scheint.
Aus eigener Erfahrung als Betriebsrätin im Sozialbereich, wo es vergleichsweise viele Frauen in Führungspositionen gibt, weiß ich, dass es in der Praxis wenig Unterschied macht, ob mensch einer Chefin oder einem Chef gegenübersitzt. Für uns Lohnabhängige ist und bleibt das, was sie tun, eine gesellschaftliche Unterdrüc-kungsfunktion. Unterdrückung aber gilt es abzuschaffen – und nicht "gerecht" zwischen den Geschlechtern zu verteilen! Wir wollen stattdessen die Abschaffung ungewählter Führungspositionen und da-mit auch das Ende dessen, was heute Karriere heißt.
Vollkommen ablehnen müssen wir aber schließlich die Begründung der Ministerin. Laut dieser erzielen Unternehmen mit gleich vielen Frauen wie Männern in der Führung bessere Ergebnisse; damit sind Gewinne gemeint. Abgesehen davon, dass eine Wirtschaft, die nach dem Profitkriterium funktioniert, ohnedies abzulehnen ist, würde das bedeuten, dass Frauen besser darin sind, die Lohnabhängigen auszubeuten. Und das kann nun wirklich nicht das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter sein, sehr geehrte Frau, an der Spitze der männlichen Karriereleiter angekommene, Bundesministerin Heinisch-Hosek!

Elisabeth Mandl, Betriebsratsvorsitzende KuS & Mitinitiatorin der Kampagne "Wir sind ÖGB"