GPA-djp-Frauen zu betrieblicher Gesundheitsvorsorge:  "Jeder Cent zahlt sich aus"
BetriebsrätInnen diskutierten mit ExpertInnen "Stressprävention und Gesundheitsvorsorge im Betrieb"

"Es geht uns um Verbesserung der Situation, um den Gedankenaustausch mit ExpertInnen und mit BetriebsrätInnen, um neue Strategien, und vor allem darum, dass wir auch die Arbeitgeber nicht aus ihrer Verantwortung entlassen dürfen", erklärte Ilse Fetik, Frauenvorsitzende in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus (GPA-djp) den Hintergrund der Tagung "Stressprävention und Gesundheitsvorsorge im Betrieb", zu welcher die GPA-djp heute in die AUVA in Wien geladen hat. Zum Auftakt gab Stresstrainerin Dr. Brigitte Bösenkopf in ihrem Referat den rund 200 TeilnehmerInnen einen Überblick über Ursachen von Burnout  und darüber, welche Schritte gesetzt werden könnten, um dieses zu vermeiden. Die Bedingungen am Arbeitsplatz seien nie alleine ausschlaggebend für Burnout, sondern die gesamte Lebenssituation, betonte Bösenkopf, es gebe aber sehr wohl wichtige Faktoren wie Arbeitsplatzgestaltunung, Betriebsklima, etc., auf die man achten müsse, um psychische Erschöpfungszustände zu vermeiden.
Die Betriebsratsvorsitzenden der PVA Wien, Bettina Zweiler, und der Lebenshilfe Graz und Umgebung - Voitsberg, Monika Fließer, berichteten, welche Präventionsmaßnahmen in ihren Unternehmen gesetzt wurden und werden. Es gebe eine Vielzahl einzelner Projekte in allen Bundesländern, die wahre Herausforderung sei der lange Weg bis hin zu einem Gesamtprojekt in der PVA gewesen, erklärte Zweiler: "Es braucht schon einen langen Atem, um alle für Prävention zu sensibilisieren, aber wir haben jetzt ein gutes Konzept und erste Schritte zur Umsetzung." Fließer wiederum setzt aktuell auf die Zusammenarbeit mit ArbeitspsychologInnen, die an den Teamsitzungen teilnehmen. Ausschlag gebend dafür war eine Umfrage zu psychischen Fehlbelastungen bei den MitarbeiterInnen. "Ich war aber auch positiv überrascht, wie viel im Unternehmen eigentlich schon getan wird, um den Stress zu reduzieren", resümierte Fließer.
In der anschließenden ExpertInnen-Diskussion herrschte Einigkeit darüber, dass Stressprävention niemals den ArbeitnehmerInnenschutz ersetzen dürfe und dass sich jeder Cent auszahlt, der in Prävention investiert wird. Es gebe zwar eine Vielzahl von Einzelprojekten, "aber es ist noch viel zu tun, um in die Breite zu kommen", sieht Mag. Isabel Koberwein von der GPA-djp die größten Spannungspunkte nicht nur in der Kostenfrage, sondern vor allem auch in der Herangehensweise: "Was es braucht, sind viel mehr systematische Prozesse, in denen die MitarbeiterInnen selbst Maßnahmen gestalten können."  In den Steuergruppen des Fonds Gesundes Österreich spielen BetriebsrätInnen einen wesentliche Rolle, so Dr. Klaus Ropin, der außerdem berichtete, dass Österreich im internationalen Vergleich gut abschneidet, was Prävention betrifft: "Um unser Gesundheitsförderungsgesetz beneiden uns viele.
Dr. Eva Höltl, Leiterin der Betriebsordination in der Ersten Bank, ortet ein großes Problem in der langen Wartezeit für adäquate Burnout-Behandlung in Österreich. Die Ärztin berichtete weiters von einem Modell, mit dem in Deutschland viele Betroffene erfolgreich in der Arbeitswelt gehalten werden können. Nach der psychischen Rehabilitation ist in Deutschland bis zu einem halben Jahr Teilzeitarbeit möglich, das Unternehmen bezahlt die geleistete Arbeit, für den Rest kommen Staat und Rentenbund auf. "Ein absolutes Vorbildmodell. Der Gesundheitsbegriff ist ein wichtiger Baustein, für den alle zusammenarbeiten müssen", so Höltl.
Das starke Interesse der TeilnehmerInnen, die sich am Nachmittag  in Workshops mit dem Thema Prävention auseinandersetzten, bestätige den Handlungsbedarf und den Gestaltungswillen der BetriebsrätInnen, resümierte Ilse Fetik. "Wir werden alles daransetzen, die Beschäftigten mit der Hilfe unserer BetriebsrätInnen weiter zu mobilisieren und zu sensibilisieren. Den langen Atem, den es braucht, den haben wir."

GPA-djp-Presseaussendung vom 02.10.2012